Starkregen

Schutz vor Starkregen

  • Wann spricht man von Starkregen?

    Von Starkregen spricht man bei großen Mengen Niederschlag in einem kurzen Zeitintervall. Solche Ereignisse zeichnen sich durch eine geringe räumliche Ausdehnung, besonders kurze Entstehungszeiträume und eine kurze Dauer aus.

    Der Starkregenindex soll die Bewertung von Starkregenereignissen über die Intensität des Niederschlages vereinfachen und verständlicher darstellen. Dafür wurden Regenereignisse in 12 Stufen, sogenannte Starkregenindizes zwischen 1 und 12, eingeteilt. Während der Index 1 einen „normalen“ Starkregen beschreibt, der in den Sommermonaten häufiger fällt, beschreibt der Index 12 ein extremen Starkregen, der sehr selten fällt. (Quelle: Abwasserverband Oberer Rheingau)

  • Wann und wo tritt Starkregen auf?

    Starkregen und Sturzfluten sind in Deutschland grundsätzlich kein neues Phänomen, dennoch hat in den letzten Jahren der voranschreitende Klimawandel die Gefahrenlage erhöht. Starkregenereignisse treten fast ausschließlich in den Sommermonaten auf, weil zu dieser Jahreszeit die Luft besonders warm ist und somit viel Wasser speichern kann.

  • Was sind die Folgen von Starkregen?

    Starkregenereignisse führen zu lokalen Überflutungen der Vorfluter, also kleinere Bäche und deren Zuläufe aus Bächen und Entwässerungsgräben, zum Teil auch Wege und Straßen, auf denen das Wasser dem Gefälle folgend seinen Weg nimmt. Bei plötzlichem Starkregen werden Bachbette, Gräben und vor allem die Kanalisation zu Engstellen, deren Kapazitäten meist in kürzester Zeit erschöpft sind.

    Die Gefahr droht dann von den Wassermassen, die sich in Sturzbächen von den Weinbergshängen oder mit dramatisch schnell ansteigenden Pegelständen in den engen, historisch meist in Senken entlang der Bäche gelegenen Siedlungsbereichen ohne Auslaufflächen für die Gewässer ihren Weg suchen. So entstehen zum Teil auch an Stellen lebensbedrohliche Risiken z.B. durch volllaufende Keller oder Garagen, an denen man nicht unbedingt damit gerechnet hätte.

  • Was kann ich zur Eigenvorsorge tun?

    Hauseigentümerinnen und -eigentümer können und sollten viel tun, um sich selbst und ihr Haus und Grundstück vor den Folgen von Starkregen zu schützen. Jede und jeder ist verpflichtet, sich im angemessenen Aufwand selbst zu schützen (allgemeine Sorgfaltspflicht). Für das Wasser, was auf der eigenen Liegenschaft anfällt, sind Besitzende selbst verantwortlich.

    Die Risikokarten, auf denen sich die Risikogefährdung jedes einzelnen Gebäudes ablesen lässt, können als Grundlage dienen. Eigentümerinnen und Eigentümer können dann bei Bedarf bauliche Maßnahmen ergreifen, wie z.B. Einbau von Rückstauklappen oder die Erhöhung von Hauseingängen oder Lichtschächten.

    Unsere Unterstützungsangebote

    Wichtig ist außerdem, Oberflächenabfluss auf dem eigenen Grundstück möglichst zu vermeiden und zu verzögern. Dies ist z.B. möglich durch möglichst viele (teil)entsiegelte, versickerungsfähige Flächen, durch Dachbegrünung sowie durch das Auffangen von Niederschlagswasser von versiegelten Flächen (wie z.B. Dächern) in (Retentions)zisternen, Versickerungsmulden oder Rigolen. Unterstützung bei solchen Maßnahmen bietet die Stadt durch die beiden unterstehenden Förderrichtlinien:


Starkregengefahrenkarten und Risikokarten

Die Stadt Eltville am Rhein ist Mitglied im Abwasserverband Oberer Rheingau. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, gegen die Folgen von Starkregenereignissen proaktiv tätig zu werden. Sichtbar werden diese Folgen immer dann, wenn die Erde aus den Weinbergen gespült wird, die Schieber sich verstopfen und die Kanalisation die gewaltigen, kurzfristig auftretenden Wassermassen nicht mehr aufnehmen kann.

  • Für welche Einzugsgebiete wurden Starkregensimulationen erstellt?

    Hydraulische Simulationkarten lagen bereits für die Einzugsgebiete einiger stärker gefährdeter Bäche auf Eltviller Gemarkung (Kisselbach, Kiedricher Bach, Wallufbach und Sülzbach) vor, um die Fließwege und bedrohliche Staustellen des Wassers zu erkennen und so das Gefährdungspotenzial sensibler Bereiche zu identifizieren. Seit November 2023 liegen nun auch Starkregengefahrenkarten für das noch fehlende Einzugsgebiet des Leimersbachs zur Verfügung. 

    Außerdem liegen nun auch Starkregenrisikokarten für alle Einzugsgebiete im Eltviller Stadtbereich vor, aus denen sich die Risikogefährdung jedes einzelnen Gebäudes ablesen lässt und die als Grundlage für Schutzmaßnahmen für den individuellen Gebäudeschutz herangezogen werden können.

  • Wie sind die Starkregensimulationen zu verstehen?

    Die Grundlage für diese hydraulischen Untersuchungen bildet ein hochaufgelöstes Abbild des vorhandenen Geländes, welches aus den landesweit vorliegenden Laserscandaten entnommen werden konnte. Als zusätzlich Eingangsgrößen wurden die Nutzungsarten des Geländes, abflussrelevante, linienhafte Hindernisse im Einzugsgebiet und hydrologische Eingangsparameter verwendet. Durch die gewährte Förderung durch das Land Hessen sind bei den hydrologischen Daten sogenannte RADOLAN-Daten (Radar-Online-Aneichung) zu verwenden. Hierbei handelt es sich um abgelaufene und mittels Radars erfasste flächendeckende, räumlich und zeitlich hoch aufgelöste quantitative Niederschlagsdaten, welche vom Deutschen Wetterdienst (DWD) für solche Betrachtungen zur Verfügung gestellt werden.

    Diese Bemessungsregen lassen sich allerdings nicht eindeutig Jährlichkeiten bzw. einem eindeutigen Starkregenindex zuordnen. Neben den RADOLAN-Daten wurden die Simulationen daher zusätzlich mit Niederschlagsbelastungen nach KOSTRA-DWD für verschiedene Starkregenindizes durchgeführt, da diese nach DIN 1986-100 für die Bemessung von Schutzmaßnahmen die Grundlage bilden.

    Mittels einer 3-dimensionalen hydraulischen Simulation wurde die Gefährdung durch Starkregen für die verschiedenen Niederschlagsbelastungen für die Mitgliedskommunen des Abwasserverbands Oberer Rheingau ermittelt. Zusätzlich wurde eine Risikobewertung für die Siedlungsbereiche durchgeführt, in welcher die Gefährdung für die Bebauung innerhalb der einzelnen Kommunen untersucht und klassifiziert wurde.

    Die Ergebnisse dieser Simulationsberechnungen von Starkregenereignissen wurden in Form von Starkregengefahrenkarten und Risikokarten aufbereitet und zur Verfügung gestellt. (Quelle: Abwasserverband Oberer Rheingau)


  • Was muss beachtet werden?

    Solche Simulationen können immer nur theoretische Verläufe wiedergeben, Faktoren wie z.B. eine durch Äste verstopfte Kanalisation oder ein verschlammtes Abflussrohr können das Wasser an anderer Stelle aufstauen oder sogar in eine andere Richtung ablenken. Solche Faktoren sind in hydraulischen Simulationen nicht abgebildet.

Starkregengefahrenkarten nach Stadtteilen

Die Starkregengefahren sowie die Risikokarten stehen für die folgenden Niederschlagsbelastungen zur Verfügung:

  • Maßgebende, abgelaufene Niederschlagsereignisse aus RADOLAN
  • Starkregenindex 4: T = 30 a, D = 60 min (intensiver Starkregen)
  • Starkregenindex 7: T = 100 a, D = 60 min (außergewöhnlicher Starkregen)

Weitere Informationen: https://www.abwasserverband-oberer-rheingau.de/abwasserthemen/starkregen

Schutzmaßnahmen

Sickergrube auf einem Weinberg bei Eltville.
Sickergrube auf einem Weinberg bei Eltville.

Aus den gewonnenen Erkenntnissen wurden dezentrale Schutzmaßnahmen entwickelt. Ziel der dezentralen Maßnahmen ist es, dem Wasser erst gar nicht mehr die Möglichkeit zu geben, in rasendem Tempo die Weinberge hinunter zu schießen.

Folgende dezentrale Schutzmaßnahmen wurden getroffen:

  • Entlang der bekannten Fließwege, dort wo es die Flächen und Geländebeschaffenheit zulassen, wurden und werden kleine Erdtaschen durch Geländemodellierungen angelegt. In diesen Taschen staut sich das Wasser, wird dort gehalten und versickert im besten Falle langsam.
  • Bestehende Entwässerungsgräben wurden nachprofiliert und zusätzliche, punktuelle Vertiefungen vorgesehen, welche bei Starkregenabfluss zusätzliches Rückhaltevolumen schaffen.
  • Viele kleinen Stellen an den Wegrändern, an denen das Wasser gar nicht mehr seitlich in die Bankette abfließen kann, wurden repariert und erfüllen nun wieder ihren ursprünglichen Zweck.

Durch diese dezentralen Maßnahmen wird nicht nur das Abflussvolumen bei Starkregen reduziert, sondern auch zusätzlich die Oberflächenerosion minimiert. Ziel soll sein sein, das Wasser an vielen kleinen, verteilten Stellen im Weinberg zu halten. Denn in trockenen Sommern könnten die Reben Wasser gut gebrauchen.

So gilt es in Zukunft weiterhin, an geeigneten Standorten in der Eltviller Gemarkung mit vielen kleinen dezentralen Maßnahmen weiteres Rückhaltevolumen zu schaffen.