"mit demokratie leben"
Eltviller DemokratieForum liefert Gedankenanstöße
Eltville. „Warum bist du gekommen?“ – Mit dieser Frage leitete Bürgermeister Patrick Kunkel die Vorstellungsrunde der Gäste beim Eltviller DemokratieForum in der Mediathek ein. Mike Mohring, CDU-Politiker aus Thüringen, Bürgermeister Michael Kurz aus Brake an der Unterweser und Andreas Hollstein, ehemaliger Bürgermeister von Altena, waren bei dem neuen Format zu Gast und hatten viel zu berichten. Alle drei machen sich Sorgen um den Zustand der Demokratie und alle drei erzählten von Anfeindungen, Morddrohungen oder gar von einem Messerattentat. „Ich habe nach den Morddrohungen gegen mich und meine Familie ganz bewusst weitergemacht, sonst hätten diejenigen, die gegen die Demokratie agieren, ja gewonnen. Das darf nicht passieren“, stellte Michael Kurz klar.
Mike Mohring strich heraus, dass ihm der ehrliche Diskurs miteinander verloren gegangen sei, und junge Abgeordnete von Anfang an so beeinflusst werden, dass sie der Parteilinie folgen. Er betonte auch, dass wir unsere Demokratie nicht als gegeben hinnehmen dürfen, sondern jeden Tag für sie kämpfen müssen – hierfür könne jeder Mensch seinen Beitrag leisten. Andreas Hollstein ergänzte, dass es seiner Meinung nach bei vielen Politikerinnen und Politikern nicht mehr um das Beste für das Land ginge, sondern nur um Parteiinteressen oder das eigene Vorwärtskommen.
Die Gastgebenden des DemokratieForums, Patrick Kunkel und Andrea Schüller, lenkten die Diskussion mit wenigen Impulsen. Andrea Schüller, Stabsstelle für Kommunikation und Transformation bei der Stadt, berichtete von einem Gespräch mit Schauspielern der BüchnerBühne, die festgestellt hätten: „Wir haben in Deutschland das Streiten verlernt.“ Sie gab dies in die Runde und fragte: „Ist das so?“ Alle drei Gäste reagierten mit einem einmütigen Kopfnicken. An dieser Stelle wurde auch die Rolle der Medien thematisiert, die gegensätzliche Meinungen gleich zu einem großen Streit aufbauschten. Auch die Medien trügen hier eine große Verantwortung, gab Mohring zu bedenken, der sie gerecht werden müssten.
Das Publikum wurde ebenfalls ins DemokratieForum miteinbezogen. Eine Teilnehmerin stellte sich die Frage, ob ein Verbotsverfahren gegen die AfD etwas Gutes bringe oder die Partei nur noch stärker mache. Außerdem fragte sich ein Bürger, wie die Gesellschaft junge Leute vor den versteckten, rechten politischen Botschaften auf dem Social Media-Kanal TikTok schützen könne, denen sie seiner Meinung nach schutzlos ausgeliefert seien. Zwei Zuhörerinnen bekundeten direkt nach der Veranstaltung, sie hätten noch ein paar Stunden länger zuhören können, so interessant sei die Veranstaltung gewesen.
Die Stadt Eltville veranstaltet noch zwei weitere DemokratieForen im Jahr 2025: Am 8. Mai geht es um die Zukunft der Demokratie. Die Veranstaltung am 23. Oktober trägt den Titel „Demokratie von innen und außen“. Alle am Thema Interessierten sind herzlich eingeladen.
Eltville am Rhein, 15. November 2024