vitiforst

Weinbau im Klimawandel: Bäume im Weinberg


Eltville am Rhein. Bürgermeister Patrick Kunkel und StadtWerke-Betriebsleiter Stefan Seyffardt haben kürzlich den Vitiforst, den Eva Fricke in Kooperation mit der Hochschule Geisenheim in Eltviller Weinbergsparzellen angelegt hat, begutachtet. Der Vitiforst ist eine Variante des Agroforst (Agrar- + Forstwirtschaft), bei der die Kombination aus Vitis (Rebe) und Bäumen im Vordergrund steht.

So wurden die Fehlstellen in einer historischen Eltzer Rebanlage, die in den vergangenen 50 Jahren durch ausgefallene Rebstöcke entstanden waren, nur zum Teil wieder mit Riesling bepflanzt, stattdessen wurden erstmals einzelne Bäume wie Kastanie und Quitte in die Lücken der Rebzeilen gesetzt. Seit diesem Jahr ist eine weitere Parzelle der historischen Domäne, die heute im Besitz der Stadt Eltville ist, dazugekommen. „Der Klimawandel macht auch vorm Weinbau nicht halt, umso wichtiger ist es, auch hier neue Wege zu gehen“, betont Bürgermeister Patrick Kunkel, „natürlich befürworten wir dieses Projekt und sind gespannt auf die Entwicklung.“

Von der über die kommenden Jahre langsam erfolgenden Auflockerung der Monokultur Weinbau durch Baumpflanzungen verspricht sich das Weingut verschiedene Vorteile, um mittelfristig den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen: Die Beschattung der Böden durch höhere Laubkronen minimiert die direkte Besonnung und führt dadurch zu einer Temperaturabsenkung von 5°C bis zu 10°C der oberen Bodenschichten. Dadurch verringert sich der Verlust von Bodenwasser durch Verdunstung und die Reben sind weniger Stress durch Wassermangel ausgesetzt. Darüber hinaus senken Bäume die Umgebungslufttemperatur um 2 bis 3°C. Kraut und Begrünungsstrukturen gedeihen ebenfalls besser durch die Beschattung und den Schutz des Wasserhaushaltes und tragen somit zur Regenerierung der Böden und Humusschichten bei.

Dies führt zu einer verbesserten Bodenbelebung und erhöht damit auch die Wasserspeicherkapazität von Böden. Die Abwaschung von Nährstoffen und Stickstoff ins Grundwasser wird ebenfalls durch eine intakte Begrünung deutlich verringert.

Gleichzeitig bieten Sträucher und Bäume – insbesondere zur Erntezeit in extrem regenreichen Jahren, mit Regenmengen von mehr als 30L/qm/Tag – die Möglichkeit, Wasser über die Wurzeln aufzunehmen und dadurch stauende Nässe in Rebanlagen zu verringern. Nicht zuletzt steigert die Auflockerung der Monokultur Weinbau die Arten- und Blütenvielfalt in der Gemarkung und bietet Schutz- und Lebensräume für Tiere und Insekten.

Eltville am Rhein, 17. Mai 2024